Meister der Monster
Ob Larve, Käfer oder Qualle – die Geschöpfe aus der Werkstatt des Modellbauers Hans Dappen sind zwar überlebensgroß, aber täuschend echt und als Exponate gern gesehen.
In der Mitte des Ateliers klammert sich eine Königslibellenlarve mit ihren dünnen Beinen an einen Schilfhalm. Die Larve, die eigentlich im Wasser lebt, steht kurz vor dem Schlüpfen. Ihr mächtiger Unterkiefer, die »Fangmaske«, ist aufgeklappt, als sei sie schon auf der Jagd. Ein Bein ragt noch verdreht in die Luft. Hans Dappen packt das etwa 60 Zentimeter lange Plexiglasbein und zieht es aus der Gelenkpfanne. »Das muss ich wohl falsch eingesteckt haben«, sagt er.
Dappen baut wissenschaftlich exakte Tiermodelle. Seine Quallen, Tintenfische und Käfer stehen unter anderem im Naturhistorischen Museum Wien und im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, anatomisch korrekt, aber überlebensgroß. Gigantische künstliche Zecken, nachgebildete monströse Laufkäfer, wen interessiert das noch? Lassen nicht aufwändige Computeranimationen den Modellbau wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten erscheinen – und Hans Dappen als Baumeister einer antiquierten Zunft? Doch Bernd Lötsch, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien, rühmt Dappen, vergleicht ihn sogar mit Meistern der Renaissance wie Albrecht Dürer oder Gentile Bellini. Auch sie hätten ihr ganzes Können der technisch perfekten Abbildung der Natur gewidmet.
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